Baumeister Conrad Wilhelm Hase

Günter Kokkelink beschreibt 1998 in seinem vielbeachtetem Werk "Baukunst in Norddeutschland" den hervorragenden Stellenwert Conrad Wilhelm Hases als Architekt und Lehrmeister. Über die Vollenschierer Kirche ist unter anderem folgendes zu lesen:

In der Nähe von Stendal baute C. W. Hase zwei originelle Gutskirchen in rotem Backstein. Der "Geheime Oberregierungsrat" August von Kröchern ließ 1875 bis 1877 auf seinem Rittergut in Vollenschier eine Kirche errichten, die zugleich auch für den Gottesdienst der Gemeinde zur Verfügung stand. Am Waldrand gelegen und mit einem Friedhof umgeben, strahlt diese kleine, vielfältig - aber ohne Imponiergehabe - gestaltete Dorfkirche einen Hauch von Romantik aus. Außergewöhnliche Nutzungswünsche des Bauherren waren zu berücksichtigen: ein Sitzgestühl der Herrschaft mit Vorraum in der Nähe der Chores, das "den Blicken der Leute entzogen" sein sollte, ein gesondertes Sitzgestühl für den Inspektor und Verwalter und ein "Orgel- und Sängerknabenchor."

Diese Anforderungen ließen einen außergewöhnlich gegliederten, mit einem Westquerhaus versehenen Entwurf entstehen. Der Erhaltungszustand der Kirche, auch im Inneren, kann als einmalig bezeichnet werden. Sämtliche Originalausstattungen sind vorhanden, das gibt es in keiner Hase-Kirche, zeigen aber angesichts unterlassener Bauunterhaltung einige Bauschäden.


Biografie

Conrad Wilhelm Hase wurde 1818 als Sohn des Steuereinnehmers Hase geboren. Ab 1834 studierte er Baukunst an der Höheren Gewerbeschule in Hannover. 1838 beginnt er seine Tätigkeit als Steuergehilfe seines Vaters, besuchte aber auch Vorlesungen über griechische Architektur an der Göttinger Universität, er beginnt auch eine Maurerlehre in Hannover. 1839 legt Hase die Gesellenprüfung ab und findet eine Anstellung bei einem Architekten in Hannover. Im Jahr 1843 beginnt er seine Tätigkeit bei der Königlich Hannoverschen Eisenbahn. 1844 wird er zum Eisenbahnbaukondukteur ernannt. Von 1849 bis 1894 lehrt Hase an der Polytechnischen Schule in Hannover. Hase stirbt 1902 in Hannover

Tätigkeiten als Baumeister:

Von 1842 bis 1897 erstellt Hase 215 Projekte, anfangs als Bauführer der Königlich Hannoverschen Eisenbahn, von 1848 an als selbständiger Architekt. Bis 1852 entwirft Hase nach dem Vorbild seines Münchener Lehrers Friedrich von Gaertner neuromanische Projekte(Rundbogenstil). Von 1852 bis 1859 arbeitete Hase mit gotischen Formen.